Theoretischer Hintergrund - Daten - Ergebnisse - Danksagung - Literaturempfehlungen

Meine Doktorarbeit

Von 1996 bis 2000 schrieb ich meine Dissertation "Inflation und die Koordinationseffizienz von Marktprozessen" am Lehrstuhl für Internationale Wirtschafts- und Entwicklungspolitik des Südasien-Instituts der Universität Heidelberg. Die Arbeit ist eine international vergleichende Studie der Faktorpreisentwicklungen im deutschen und malaysischen Industriesektor. Im November 2002 ist sie in der Reihe "Studien zur Dynamik der Wirtschaftsstruktur" beim Josef Eul Verlag erschienen. Einen kurzen Überblick bieten die Inhaltsbeschreibung und Inhaltsübersicht im pdf-Format.

Theoretischer Hintergrund

Ziel meiner Doktorarbeit ist es, die Hypothese der langfristigen Neutralität des Geldes, also der Unabhängigkeit zwischen Preisniveau und Preisstruktur, empirisch zu überprüfen. Die theoretische Grundlage der Untersuchung bildet die dynamische Inflations- und Wettbewerbstheorie, nach der die Preisentwicklungen auf der Markt- oder Branchenebene betrachtet werden. Preisänderungen können hierbei in strukturelle Faktoren und inflationäre Preissteigerungen getrennt werden. Die inflationäre Komponente, die man auch als "Sektorinflationen" bezeichnen kann, wird in der Arbeit als überdurchschnittliche Steigerungen der Faktoreinkommen definiert. Unterschiede in den Faktoreinkommen werden jedoch bei funktionsfähigem Wettbewerb im Zeitablauf durch den Wettbewerb unter den Marktteilnehmern abgebaut, was mittel- bis langfristig zu einer Neutralität der Inflation führt.

Wie aber läßt sich funktionsfähiger Wettbewerb messen? Nach dem Koordinationsmängel-Diagnosekonzept, das Heinz Grossekettler entwickelt hat, ist der Wettbewerb funktionsfähig, wenn Märkte eine Reihe von Koordinationsfunktionen erfüllen, darunter die Angleichung der Renditen innerhalb einer Volkswirtschaft. Bei einer Nichterfüllung liegt ein Koordinationsmangel vor. Berücksichtigt man neben den Kapital- auch die Arbeitseinkommen und betrachtet Wachstumsraten, können die Sektorinflationen herangezogen werden, um sowohl die Erfüllung dieser Koordinationsfunktion als auch die Neutralität des Geldes zu überprüfen.

Daten

Ich habe Sektorinflationen für 29 westdeutsche und 30 malaysische Industriebranchen für den Zeitraum von 1978 bis 1994 bzw. von 1978 bis 1996 berechnet, indem ich die sektoralen Faktorentgelte zum gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt bzw. zum Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes in Bezug setzte. Die jährlichen Wachstumsraten der Arbeits- und Kapitaleinkommen auf Branchenebene, die zur Ermittlung der Sektorinflationen benötigt werden, basieren auf Angaben der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen des Statistischen Bundesamts und des malaysischen Department of Statistics. Die malaysischen Daten sammelte ich größtenteils während eines Forschungsaufenthalts in Kuala Lumpur von Ende August bis Anfang Oktober 1997; für ausgewählte Jahre sind die entsprechenden Daten auch am Institut für Weltwirtschaft in Kiel vorhanden. Die Daten für die deutschen Branchen werden in den Fachserien des Statistischen Bundesamts veröffentlicht.

Ergebnisse

Eine Untersuchung der Sektorinflationen mit Hilfe verschiedener Methoden der Zeitreihenanalyse ergab, dass die Sektorinflationen für alle Industrien im Durchschnitt nur unwesentlich von Null abwichen. Dies lässt auf ein effizientes Marktsystem schließen. In kapitalintensiven Sektoren bestanden jedoch erhebliche Anpassungsverzögerungen, wie hohe Werte der Instabilitätsmaße belegen.

Neben der Durchführung der statistischen Tests habe ich die spezifischen Bedingungen jeder Branche im Einzelnen daraufhin untersucht, ob Umstände bekannt sind, die nach der ökonomischen Theorie die Effizienz des wettbewerblichen Koordinationsmechanismus einschränken. Hierbei habe ich auch die Ergebnisse anderer empirischer Studien zur Wettbewerbsdynamik der betrachteten Sektoren berücksichtigt. Als wichtigste potentielle Ursache von Ineffizienzen erwiesen sich hohe Marktzu- und -austrittsschranken in vielen kapitalintensiven Industrien, die häufig durch staatliche Eingriffe wie hohe Zollsätze oder Subventionen verstärkt wurden. In Verbindung mit den Ergebnissen der empirischen Tests stützt dieser Befund die Forderung nach einer stärkeren Öffnung der Märkte.

Die Untersuchung der einzelnen Wirtschaftszweige zeigt zudem, dass die Tests trotz des Problems, die Renditen korrekt zu schätzen, plausible Ergebnisse liefern, was den Nutzen sowohl des Konzepts der Sektorinflationen als auch des Koordinationsmängel-Diagnosekonzepts für die praktische Wirtschaftspolitik aufzeigt.

Danksagung

Mein Dank für ihre Unterstützung bei diesem Projekt gilt:

Literaturempfehlungen

Eine Einführung in die Thematik bietet der Artikel "Industrial Organization-Ansatz und Koordinationsmängelkonzept: Mit empirischen Untersuchungen zur indischen Teeindustrie und zum verarbeitenden Gewebe Westdeutschlands" von Oskar Gans, 1996 erschienen als Diskussionsschrift der Forschungsstelle für Internationale Agrar- und Wirtschaftsentwicklung und 1997 als Artikel in Märkte der Agrar- und Ernährungswirtschaft.

Eine interessante Einführung in das Koordinationsmängel-Diagnosekonzept liefern:


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© 2003 by Jutta Walz.
Letzte Änderung am 24.2.2003